El Fuerte

Dieses schöne, an einer Biegung des Río Fuerte gelegene Kolonial­städtchen liegt 80 km nord­östlich von Los Mochis und gilt bei Reisenden noch als Geheimtipp.

Historisch gesehen ist El Fuerte eine der wichtigsten und interes­santesten Städte Nord­mexikos. Die Gemeinde wurde als La Villa de San Juan de Carapoa bereits 1564 von dem Spanier Francisco de Ibarra gegründet. Gegen Ende des 16. Jahr­hunderts kamen die ersten Jesuiten in die Region von El Fuerte. Da die unbeug­samen Indianer die Spanier jedoch immer wieder angriffen, wurde Anfang des 17. Jahr­hunderts eine Festung erbaut, die der Stadt ihren Namen gab (Festung heißt El Fuerte auf Spanisch). Viele Eroberer erhoff­ten sich auf dem Gebiet der heutigen US-amerika­nischen Bundes­staaten Kalifor­nien und Arizona große Reich­tümer und kamen auf ihrem Weg gen Norden nach El Fuerte, wo sie sich mit Proviant ein­deckten. In dieser Zeit ent­wickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Handels­platz und Verkehrs­knoten auf dem Camino Real, jener legendären Route, auf der die Spanier erbeutete Schätze und Handels­güter trans­portierten. Ende des 18. Jahr­hunderts ent­wickelte sich die Stadt zum Versor­gungs­zentrum für die Silber­minen in der Sierra Madre und im Jahre 1824 wurde El Fuerte Haupt­stadt des Bundes­staates Estado de Occidente, der den heutigen Bundes­staaten Sinaloa und Sonora entsprach und im Norden bis zum Grand Canyon reichte.

Silber spielt keine Rolle mehr im Wirt­schafts­leben von El Fuerte. Die 30.000 Einwohner bestreiten ihr Aus­kommen mit dem Anbau von land­wirt­schaft­lichen Produkten auf Farmen und Obst­plantagen, die sich – gespeist vom Wasser des Río Fuerte – um den Ort ausdehnen. Von der Sierra Madre kommend, ist der Río Fuerte mit seinen Neben­flüssen das wichtigste Fluss­system im trockenen Nord­westen Mexikos. Sein Wasser versorgt Teile der Staaten Sinaloa, Chihuahua, Sonora und Durango. Darüber hinaus wird Energie aus der Wasser­kraft des Río Fuerte gewonnen, wie im Kraft­werk des Stau­dammes Presa Miguel Hidalgo, einige Kilo­meter nörd­lich von El Fuerte.

Auch der Tourismus entwickelt sich immer mehr zu einem bedeu­tenden Wirt­schafts­faktor. Die Stadt beein­druckt mit ihren alten Kolonial­bauten am Rande der Berg­wildnis der Sierra Madre Occidental. Die Tempera­turen sind sub­tropisch, die Atmosphäre ruhig und entspannt.

Sei es historisches Interesse oder das Angeln von Fluss­barschen im kristall­klaren Lake Huites nahe dem Hidalgo-Stau­damm, das den Reisenden nach El Fuerte führt, Haupt­attrak­tion ist und bleibt jedoch der CHEPE auf der Zug­strecke von Los Mochis nach Chihuahua. El Fuerte ist der erste Halt des Erste-Klasse-Zuges von Los Mochis kommend und der letzte vor dem großen Anstieg ins Gebirge. Der Ort eignet sich ausge­zeichnet als Anfangs­punkt für die Zug­strecke, da man erst gegen 7:30 Uhr an der Station erscheinen muss – im Gegen­satz zu 5:00 Uhr in Los Mochis.

Aber auch El Fuerte selbst verdient ein oder zwei Tage Aufent­halt, denn die Stadt ist ein leben­diges Museum der spanischen Kolonial-Archi­tektur des 18. und 19. Jahr­hunderts. Zwar sind einige Gebäude restau­rierungs­bedürftig und manche Straßen nicht geteert, aber das histo­rische Zentrum ist sehr gut erhalten und ohne moderne Zweck-Archi­tektur, die den Charme der malerischen Häuser stören würde. Balkone verzieren die Fassaden, und Portale geben den Blick auf schattige Innen­höfe frei. Alles, auch der Fluss, ist zu Fuß in kurzer Zeit erreich­bar. An der zentralen Plaza de Armas liegt der schön restau­rierte Kolonial­palast (palacio municipal). Ist es hier die Arkaden­reihe, die dem Gebäude seinen Reiz verleiht, so beein­druckt die gegen­über­liegende Kathe­drale (Templo del Sagrado Corazón) eher durch ihre trutzige Bauweise.

Ehemalige Villen beherbergen heute Hotels; so die pracht­volle 1895 erbaute Posada del Hidalgo, die mit Gärten, ver­träumten Ecken und originalem Interieur den Besucher einlädt. Auch das Fort wurde restau­riert. Steht man auf den ehemaligen Befestigungs­wällen, so schweift der Blick über die weite Land­schaft: vom breiten Fluss bis zu den hohen Bergen der Sierra Madre am Horizont. In die Befestigungs­anlage hat man ein kleines, aber interes­santes Museum einge­gliedert, das neben regionalen Schau­stücken und Relikten aus der ver­gangenen Revolutions­zeit auch über die Indianer­stämme der Sierra Madre Occidental informiert. El Fuerte – lebendige Geschichte!