Bahía de los Ángeles

Die Bucht der Engel – der Name weckt Erwartungen.

Die Bahía de los Ángeles liegt zwar 67 km Fahrstrecke abseits der Hauptverkehrsstraße Baja Californias am Golf von Kali­fornien, von „Umweg“ kann aber keine Rede sein, denn sie gilt als eines der Highlights der Halbinsel. Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis. Kurz nach der Abzweigung von der Trans­peninsular 106 km südlich von Cataviña durchquert man einen schönen Bestand aus Elefanten­bäumen, malerisch behangen mit den orange­farbenen Fäden der parasitären Cuscuta-Pflanzen. Später, nach dem Passieren einer ausge­trockneten Lagune, rücken mächtige Cirios und Cardónes-Kakteen ins Bild. Und steht man dann am Aussichts­punkt mit Blick über die Bucht, so lässt sich nachvoll­ziehen, dass auch der Jesuiten­pater Fernando Cosag, der ihr 1746 den wohlklingenden Namen gab, ihrer Faszination erlegen ist: Eine Synthese aus dem Braun der trockenen Landschaft und der skurrilen Vegetation mit dem fast unwirklichem Blau des Meeres und des Himmels, ein durch vorge­lagerte Inseln geschützter Natur­hafen, an dessen Küste sich heute die Häuschen des kleinen Ortes entlangziehen.

Die Bahía de los Ángeles, bereits 1539 von Francisco de Ulloa auf der letzten von Hernán Cortés finanzierten Expedition entdeckt, war ab 1762 Anlande­platz für die Versor­gung der im Inland gelegenen Mission San Borja. Um 1900 wurde sie wichtiger Hafen für die Verschiffung von Gold und Silber, das aus den in der Sierra San Borja gelegenen Minen San Juan und Santa Martha geschürft wurde. Zwei Millionen US-Dollar soll der Erzabbau alleine aus der Mine San Juan einge­bracht haben. Heute jedoch kommt das Einkommen der etwa 1.000 Einwohner von den Besuchern. Für ihre Versor­gung stehen Motels, Campingplätze und Trailer Parks, Läden und Restaurants, Boot- und Kajak­verleihe sowie organisierte Touren bereit.

Naturliebhaber und Sportfischer wissen, warum sie gerne zur Bahía de los Ángeles zurückkehren. Die vielen der Küste vorge­lagerten Inseln sind Vogel­paradiese; allesamt seit 1978 als Wildlife Refuges geschützt. Außer Fischer­camps gibt es dort keine Siedlungen. Auf diesen Inseln nisten Kormorane und Fisch­adler, Westmöwen und Heermann­möwen, Braun­pelikane, See­schwalben, Austern­fischer und Pracht­fregattvögel. Inter­national bekannt ist die kleine Isla Rasa rund 60 km südöstlich. Hier kämpfen jeden April etwa 300.000 Heermann­möwen und 42.000 Königs­seeschwalben um die Brutplätze.

Nicht weniger mit Leben erfüllt ist das Meer (die Cortés-See), das die Inseln umspült. So kann man auf Boots­touren Großfische wie Mantas, Hammer- und Tigerhaie ebenso wie Delfine und Wale sehen. Oft werden Finn-, Buckel-, Zwerg-, Pott- und Schwertwale gesichtet; in den Winter­monaten mit viel Glück auch der Blauwal. Der Kanal zwischen der Küste und der größten Insel Ángel de la Guarda heißt nicht umsonst Canal de Bellena (Kanal der Wale).

Aber auch das Land hat viel zu bieten. Spaziergänge bei Ebbe entlang der Küste enthüllen Interessantes aus dem Meer auf Schritt und Tritt. Oder wie wärs mit einer Wanderung in die direkt vor den Toren der Siedlung aufragende Sierra San Borja? Zwar mit teils steilem Anstieg und in der Sommer­hitze absolut nicht zu empfehlen, aber unschlagbar für das Panorama der weit­läufigen Bucht in der Nachmittags­sonne. Oft ist sogar das mexika­nische Fest­land zu erkennen. Die verlassenen Minen Santa Martha und San Juan sind ebenfalls einen Ausflug wert. Von der Bahía aus kann man sie auf einer Piste erreichen.

Im Ort selbst findet man hinter der Plaza das kleine, aber liebevoll informativ gestaltete lokale Museum (Museo de Naturaleza y Cultura) und an der Küste eine kleine Station für Meeres­schildkröten. Hier gibt es Informationen zur Grünen Meeres­schildkröte und zur Unechten Karett­schildkröte. Früher war hier ein Zentrum des Meeres­schildkröten-Fangs. Heute widmet man sich dem Schutz und der Erforschung dieser Tiere. Bahía de los Ángeles – abgelegen, ruhig und immer noch ein Geheimtipp.