Todos Santos

Todos Santos – Alle Heiligen am Nördlichen Wendekreis.

Ein geschichtsträchtiger Ort an der Pazifikküste von Baja California auf halbem Weg zwischen La Paz und Cabo San Lucas. Vom emsigen Treiben der beiden großen Städte ist hier nichts zu spüren, Todos Santos wird allenfalls vom Transitverkehr berührt; eine Tatsache, die die 5.000 Einwohner als sehr angenehm empfinden. Denn viele von ihnen haben sich hierher zurückgezogen, um Ruhe und das außer­ordentlich milde Klima zu genießen: Künstler, Surf-Sportler, Farmer. Etwas erhöht auf einer Meseta, einem Tafel­berg gelegen, ist Todos Santos angenehm warm im Winter und nicht zu heiß im Sommer – und es hat einen weiteren, in Baja California sehr wertvollen Vorteil: Wasser.

Untergrundwasser von der Sierra de La Laguna wird zur Bewässerung genutzt und gestattet den Anbau tropischer und sub­tropischer Früchte. Dies erkannten bereits die Missionare, als sie 1724 die Mission Todos Santos gründeten. Das nörd­lich des Städtchens gelegene Tal Arroyo de la Reforma wurde zum grünen Garten. Bereits 1731 produzierte man „200 Esel­ladungen Rohr­zucker“, Zitrus­früchte, Feigen etc. Die Mission wurde wichtiger als die von La Paz und versorgte jene mit frischem Obst und Gemüse.

Ab 1850 war Todos Santos Zuckermetropole der Baja. Insgesamt arbeiteten acht Zucker­mühlen, 1965 wurde die letzte geschlossen. Im El Molino Trailer Park kann man die Reste besichtigen. Heute werden Mangos, Avocados, Papayas, Guaven, Zitrus­früchte und Kokos­nüsse geerntet.

Im Ortszentrum steht an der Plaza die schöne gelb­getünchte Kirche, daneben das Hotel California. Es wird immer wieder mit dem bekannten gleich­namigen Eagles-Song in Ver­bindung gebracht und hütet diese Tradition. Doch die Eagles waren nie hier… Wie auch immer, das Hotel hat seit 2001 neue Besitzer, wurde renoviert und lädt seine Gäste in frischem Glanz zum Verweilen ein.

So ruhig wie der Ort sind auch die Strände. Die 70 km von Todos Santos bis Cabo San Lucas sind das am wenigsten entwickelte und am wenigsten verbaute Küsten­gebiet der Kapregion, und das soll nach dem Willen vieler Anwohner so bleiben.

Auf 135 km zieht sich das Haus­gebirge von Todos Santos, die Sierra de la Laguna durch das südliche Baja California. Ein Wall aus Granit von La Paz bis zum Kap, der im 2.155 m hohen Picacho de La Laguna gipfelt. Nur wenige Rinder- und Ziegen­farmer harren in dieser Einsam­keit aus. Biologisch gesehen ist das Gebirge eine Schatz­kammer. Man findet hier die höchste Arten­viel­falt der gesamten Halbinsel. Reich­lich Regen, in Gipfellagen bis 900 mm pro Jahr, sorgt für eine ent­sprechend dichte Vegeta­tion und tiefe Canyons, die von Bächen in das Gestein geschnitten wurden. Besonders die obersten Regionen, im Sommer stets von Nebel oder Regen­wolken verhangen, gelten als ökologische Inseln, in denen sich Lebe­wesen halten können, die sonst nur in weit nörd­licheren Breiten­graden Amerikas vorkommen.

So ergaben Studien der Vegetation fast 450 Arten Blütenpflanzen, von denen 48 ausschließlich in der Sierra de la Laguna vorkommen. Noch eindrucks­voller das Vogelspektrum: von den 41 ende­mischen Vogel­arten des Staates Baja California Sur sind 24 nur in der Sierra de la Laguna zu finden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurden 1994 112.000 ha des Gebirges als Biosphären­reservat unter Schutz gestellt.

Von Todos Santos aus bieten sich verschiedene Ausflüge in das Gebirge an, so entlang der Canyons San Dionisio, San Bernardo und San Pablo. Wanderungen von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen sind möglich, für Gipfel­stürmer auch der Aufstieg zum Picacho de La Laguna.