Baja Ferries

Der Golf von Kalifornien entstand, als sich die Land­masse, die wir heute als Baja California kennen, vom mexika­nischen Fest­land trennte.

Mit einer durchschnittlichen Geschwindig­keit von etwa 2 cm pro Jahr bildete sich ein Meer von 1.120 Kilometer Länge und bis zu 208 km Breite. Zwar ist es am nörd­lichen Ende flach und warm, doch wird es in der südlichen Hälfte rasch tiefer. In den drei Hauptbecken, die die frühesten Teile dieses Meeres darstellen, wird eine eindrucks­volle Maximal­tiefe von 4.516 m gemessen. Die tieferen Wasser­schichten sind sehr kalt und nährstoff­reich. Die Nähr­stoffe steigen mit wärmeren Strömungen zur Ober­fläche und bilden dort die Grund­lage für eines der reichsten ozeanischen Ökosysteme der Welt, in dem über 800 Wirbel­tier­arten und 2.000 Wirbel­lose zu Hause sind. Allerdings sind diese Angaben nicht endgültig, denn bei jeder Zählung ver­größert sich die Zahl durch erstmals erfasste Arten. Viele Millionen Jahre nach Entstehung des Meeres musste der Mensch sich überlegen, wie er dieses große Wasser überquert.

Als die ersten spanischen Konquistadoren die Pazifik­küste Mexikos erreichten und über das Meer blickten, sahen sie in der Ferne Land, das sie für eine sehr große Insel hielten. Fasziniert und immer auf der Suche nach großen Schätzen, sandte Hernán Cortés in den Jahren 1532 und 1534 zwei Expeditionen zur Erforschung der geheimnis­vollen Insel aus. Die erste schaffte es nicht, an Cortés’ Erzrivalen, Nuño Guzmán, vorbei­zukommen und wurde unter­wegs gekapert. Die zweite sah sich erst mit einer Meuterei und dann mit einem Angriff der Pericú-Indianer konfrontiert – einige Seeleute wurden getötet, als sie an Land gegangen waren, um Wasser zu holen. Die meisten von denen, die entkommen konnten und zum Festland zurück­segelten, wurden später von Guzmáns Leuten gefangen gesetzt. Einem Entflohenen gelang es schließlich, sich bis zu Cortés durchzu­schlagen; er berichtete ihm von einem Land, wo man die Perlen nur aufzuheben brauchte und selbst schwarze Perlen reichlich vorhanden waren. Einem Land, das von Klippen und Felsen­küsten geschützt war, genau so, wie es in den Sagen über das reiche Kalifornien beschrieben wurde, wo Amazonen mit goldenen Waffen kämpften, weil es dort kein anderes Metall gab.
Durch diese Berichte und Legenden neugierig geworden, segelte Cortés im Jahre 1535 selbst vom mexika­nischen Festland in jene Bucht, die wir heute als Bucht von La Paz kennen. Er nannte sie Bucht von Santa Cruz und gründete eine Kolonie von 500 Leuten – Männer, Frauen und Kinder. Innerhalb von zwei Jahren kehrten die Kolonisten, zermürbt durch die Unbilden des Wetters, Krank­heiten und feindliche Angriffe, auf das Festland zurück. Cortés sandte im Jahre 1539 noch eine weitere Expedition aus, die unter der Leitung von Kapitän Francisco de Ulloa stand. Zwar stellte dieser als erster fest, dass es sich bei dem Land nicht um eine Insel, sondern um eine Halbinsel handelte, doch war die Expedition ebenfalls ein Fehlschlag und Ulloas Schiff kehrte nicht zurück. Zwei Jahre später wurde Cortés nach Spanien zurück­beordert. Er sollte nie mehr nach Mexiko zurückkehren, und die Baja California blieb bis in die 80er Jahre des 16. Jahr­hunderts von weiteren Außen­kontakten unberührt.

Zu dieser Zeit begannen die Manila-Galeonen, die Reichtümer des Orients über den Pazifik zu befördern und das erste Land, das auf der Route von Manila nach Acapulco gesichtet wurde, war jeweils die Baja California nahe des Kaps. Piraten, starke Winde und Wasser­mangel zwangen viele Galeonen, in den Gewässern der Buchten von San Lucas und Santa Cruz (La Paz) Zuflucht zu suchen. Der damalige englische Herrscher Cromwell, ein guter Stratege – den man im hiesigen Zusammenhang aller­dings eher als Piraten bezeichnen könnte – machte sich ein Wetter­phänomen zunutze, das in La Paz jedes Jahr in der Zeit zwischen Spät­sommer und Herbst auftritt, nämlich ein stetiger Wind, der von See landein­wärts weht. Wenn die spanischen Galeonen in die Bucht eingelaufen waren und dort aufgrund dieser Winde in der Falle saßen, ließ Cromwell sie attackieren und ausrauben. Noch heute heißt dieser Wind in verfälschter Aus­sprache des Namens Cromwell „Coromuel“. In der Gegend dieser Bucht hatte die Piraterie ein solches Ausmaß angenommen, dass sie den Namen Pichilingue bekam; dies ist eine Verball­hornung des Namens der nieder­ländischen Stadt Vlissingen und deutete auf die Herkunft vieler der Piraten hin. Erst 1596, bei der Landung des Admirals Sebastián Vizcaíno, bekam die Bucht ihren heutigen Namen, Bahía de La Paz (Friedensbucht).

Im Jahre 1811 gründete schließlich eine Gruppe von Bauern und Fischern die Stadt La Paz, die nach der Zerstörung Loretos durch einen verheerenden Hurrikan im Jahre 1829 die Haupt­stadt von Kalifornien wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Gegend um die Bucht zu der modernen Kapitale, die heute die Haupt­stadt des mexikanischen Staates Baja California Sur ist. Der Hafen Pichilingue in den Außen­bezirken von La Paz ist zu einer Lebens­ader zum Festland geworden. Fähr­dienste, die dabei einen wichtigen Teil darstellen, blieben bis 1989 unter Kontrolle und im Eigentum der Regierung. Durch die Privati­sierung wurde der Markt für den Wett­bewerb geöffnet, womit sich die Möglichkeit für eine Verbesserung der Leistungen ergab.

Am 17. Dezember 1999 gegründet, eröffnete Baja Ferries S.A. de C.V. den Fährdienst zwischen Pichilingue und Topolobampo mit der Verpflichtung, seinen Kunden gute und verläss­liche Leistungen zu liefern. Der Fähr­dienst zwischen Baja California und dem mexika­nischen Festland ist für die Menschen in La Paz und Baja California Sur von lebens­wichtiger Bedeutung, hauptsächlich wegen des Waren­transports, aber auch für die Personen­beförderung. Fast alles, was auf der Baja California verbraucht wird – Zahnpasta, Seife, Haushalts­waren, Glühlampen, Benzin usw. – muss über den Golf von Kalifornien importiert werden.

Baja Ferries erfüllt diese Bedürfnisse mit einem täglichen Fährdienst an sieben Tagen in der Woche. Mit einer Geschwin­digkeit von 24 Knoten (45 km/h) bewältigt die im Jahre 2001 in Italien gebaute Fähre „California Star“ die Überfahrt in fünf Stunden. Die Kapazität beträgt 1.000 Passagiere und 2.100 Meter Ladelänge für Fahr­zeuge (das entspricht einer Schlange von 465 Autos oder 122 großen Lastwagen). Darüber hinaus bietet jede der 300 Kabinen bis zu vier Erwachsenen Platz und ist mit eigenem WC und Dusche ausge­stattet. Zu den weiteren Annehm­lich­keiten gehören ein Geschenk­laden, eine Cafeteria, ein Restaurant und eine Bar. Während der Überfahrt können sie z. B. auf einem der vielen Monitore einen Film ansehen, in der Disco zu ihrem Lieblings­song tanzen, einen Snack oder auch eine komplette Mahl­zeit zu sich nehmen – nie war eine Fahrt zwischen diesen beiden Häfen so angenehm, interessant und bequem.