Cuauhtémoc

Die Stadt Cuauhtémoc liegt 82 km westlich von Chihuahua im gleich­namigen Bundes­staat. Neben der wichtigen Vieh­wirt­schaft gilt Cuauhtémoc als die „Korn­kammer des Bundes­landes“. Öst­lich von Cuauhtémoc liegt die Laguna de Bustillos mit ihren Wasser­sport­möglich­keiten und einer faszi­nierenden Viel­falt an Wasser­vögeln. In der Umgebung von Cuauhtémoc hat sich eine Enklave der alt­evange­lischen Mennoniten nieder­gelassen.

Bei den Mennoniten handelt es sich um eine Religions­gemein­schaft alt­evange­lischer Tauf­gesinnter, die sich im 16. Jahr­hundert aus Täufer­gemeinden um Menno Simons in den Nieder­landen und in Nord­deutsch­land heraus­bildete. Heute beträgt die Zahl der Mennoniten in aller Welt mehr als 800.000. Die Mennoniten lehnen jede Art von Gewalt ab und wehren sich passiv gegen staat­lichen Zwang in Glaubens­dingen. In dieser Hinsicht stehen sie dem Calvi­nismus sehr nahe. Bei den Mennoniten von Cuauhtémoc sind obliga­torischer Kriegs­dienst, gericht­licher Eid und Ehe­scheidung ein unab­änder­liches Tabu. Für das Schul­curriculum ist die Bibel das Maß der Dinge, wobei insbe­sondere die Nach­folge Jesu Christi gemäß der Berg­predigt im Vorder­grund steht. Die Kinds­taufe wird von allen Mennoniten abgelehnt. Dagegen soll sich in der Glaubens­taufe der junge Mensch (meist im 14. Lebens­jahr) Gott zuwenden und ein ehr­fürch­tiges Leben nach Gottes Gesetzen führen. Dabei ist jedoch kein formelles Dogma ent­scheidend; jede Gemeinde ist eine Kirche in sich, die sich in ihren Ver­samm­lungen spiegelt. Die unüber­windbare Distanz zum Staat mit der Ver­weigerung jeglicher Gewalt zwang die Mennoniten wieder­holt zur Auswanderung. Ihren Exodus begann die Religions­gemein­schaft im 18. Jahr­hundert über Preußen in die Ukraine bis tief nach Sibirien. Als sich die Bedingungen im Osten ver­schlechterten, zogen die Mennoniten weiter nach Kanada und in den Norden der Verei­nigten Staaten von Amerika, wo sich schon im 17. Jahr­hundert die menno­nitische Gemeinde der Amish People nieder­gelassen hatte. Die Mennoniten gehören wie die Quäker und die Brethren zu den Friedens­kirchen.

1921 kam die erste Siedler­gemeinde mit 5.000 Gläubigen auf Ein­ladung des Bundes­präsidenten Alvaro Obregón von Kanada nach Cuauthémoc im mexika­nischen Bundes­staat Chihuahua; heute leben mehr als 40.000 Mennoniten auf dieser frucht­baren Ebene. Über die Jahre haben sich in der Gemein­schaft drei Haupt­gruppen mit grund­sätzlich verschiedenen Wert­vor­stellungen heraus­gebildet. Während die liberale Gruppe eine breitere Schul­ausbildung unter­stützt und mehr Kontakte zur spanischen Bevöl­kerung dieses Land­striches zulässt, halten die konserva­tiveren Rich­tungen an den Tradi­tionen ihrer Vorfahren fest. Diese Ausein­ander­bewegung macht sich in sozialen Spannungen bemerkbar, die für viele Mennoniten eine große psychische Belastung und für die Gemein­schaft eine Zerreiß­probe dar­stellt. Bei den Spaniern in Cuauthémoc sind die Mennoniten insbesondere wegen ihrer guten Milch­produkte und ihrer Arbeit im Maschinen­bau hoch angesehen. Neben dem Besuch der auf­strebenenden mexika­nischen Klein­stadt Cuauhtémoc empfiehlt sich der Besuch mehrerer Mennoniten-Sied­lungen und des lokalen Radio­senders, der in deutscher Sprache sendet. Auch sollten Sie sich das Mennoniten-Museum zur Geschichte der menno­nitischen Glaubens­gemeinde in dieser Region nicht entgehen lassen.

Die Mehrzahl der mennonitischen Kirchen und Gemeinden sind heute in der 1925 gegründeten Menno­nitischen Welt­konferenz orga­nisiert. Ein bedeutend kleinerer Anteil gehört dem Ökume­nischen Rat der Kirchen an.

Menno Simons wurde 1496 in Witmarsum in der Region Fries­land geboren - ein Land­strich der heute zu Wonseradeel gehört. Schon seit seiner frühesten Jugend nahm Simons Anteil an dem Leben der christ­lichen Gemeinden in der Provinz Fries­land. Durch die Lehren Martin Luthers und anderer Reforma­toren wie Caspar von Schwenck­feld sowie Sebastian Franck schloss sich Simmons 1536 den Täufern an, die auf der Erwachsenen­taufe bestanden und das von Dogmen geprägte Christen­tum ablehnten. Doch schon von frühester Zeit an wandte sich Menno Simons gegen die radikalen Ansichten des Thomas Müntzer, der mit seinen radikalen Forderungen die Täufer­gemeinden nach­haltig diskredi­tierte. Demgegen­über versuchte Menno Simons als Ältester seiner Gemeinde in Leeuwarden die gemäßigten Täufer­gemeinden zusammen­zuführen. Zentraler Bestand­teil seiner Lehre war die Forderung nach einem buß­fertigen und Gott gehor­samen Leben des bewusst Getauften. Mit der Umkehr zu Gott in der Taufe verband sich gleich­zeitig eine neue Perspek­tive bezüglich der Kirchen­mitglied­schaft und formeller Dogmen, insbesondere der Kinds­taufe. Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens wirkte Menno Simons insbesondere in den Nieder­landen und in Nord­deutsch­land, wo sich nach seinem Tod (gestorben ist Simons am 31.01.1561 in Wüsten­felde, in der Nähe von Bad Oldesloe) aus seinen Anhängern die Religions­gemeinschaft der Mennoniten formte.