Wer mit dem Schiff von Baja California kommend das mexikanische Festland erreicht, landet im drittgrößten natürlichen Seehafen der Welt.
Topolobampo – ein großes Wort für das verträumte Dorf, malerisch gelegen inmitten eines Irrgartens aus grünen Felseninseln und versteckten Buchten. Für Naturliebhaber ist diese Region Mexikos ein wahres Schmuckstück. Delfine und Kalifornische Seelöwen tummeln sich im unmittelbaren Hafenbereich. Braunpelikane streiten sich um Fische an der Kaimauer. Kormorane, Pracht-Fregattvögel, Blaufuß-Tölpel, Seeschwalben und Möwen teilen sich den Luftraum und nisten auf den umliegenden Inseln zusammen mit Kanada- und Seidenreihern. Mitunter sieht man Hunderte von Urubus (Rabengeier) auf den großen Kakteen, den Cardónes, die weit über die subtropische Vegetation von Topolobampo hinausragen.
Nur wenige Tausend Einwohner leben in „Topo“, obwohl ursprünglich viel Größeres geplant war. Der Ort entstand als Experiment des Nord-Amerikaners Albert K. Owen. Als junger idealistischer Ingenieur aus New York kam er 1868 in die Region. Von der Landschaft begeistert und beeinflusst von den Ideen der damaligen Zeit entwickelte er einen kühnen Plan. Kolonisten sollten die Gegend besiedeln, eine „Sozialistische Metropole des Westens“ schaffen, in der Wohlstand und Fairness für alle herrschen sollte. Ein Welthafen sollte entstehen, der via einer neuen Bahnlinie quer durch Nordmexiko die neue Heimat an die USA anbinden würde. Dies war die Geburtsstunde des CHEPE – jenes fast schon legendären Zuges, der heute die Reisenden von der Pazifikküste über die Berge und Schluchten der Sierra nach Chihuahua bringt.
Ende des 19. Jahrhunderts suchten 6.000 Kolonisten ihr Glück in der Realisierung von Owens Traum; schnell überrollte sie die harte Realität: Moskitos, Krankheiten, Wassermangel, das Fehlen jeglicher Versorgung und schließlich Geldmangel machten das Paradies zur Hölle. 1891 war der Traum ausgeträumt, die Kolonie löste sich nach einer Meuterei der Siedler auf. Es blieben bröckelnde Fassaden einstiger Wohnhäuser, etwas Fischerei und eine gewaltige Kaimauer.
Erst in jüngster Zeit modernisiert sich Topolobampo, beeinflusst durch den nahen Wirtschaftsmagneten Los Mochis. Die Stadt, um 1900 in der Ebene des Río Fuerte gegründet, hat sich schnell zu einem wichtigen Handels- und Verkehrsknotenpunkt mit über 300.000 Einwohnern entwickelt und breitet sich stetig aus. Los Mochis ist Universitätsstadt im Bundesstaat Sinaloa, hat einen internationalen Flughafen sowie ein Bus- und Bahnterminal. Grundlage des relativen Wohlstands ist die Landwirtschaft. Der fruchtbare Boden, ein warmes Klima und das Wasser des Río Fuerte garantieren reiche Ernten. War es ursprünglich Zuckerrohr, das den Ausschlag zur Besiedlung der Ebene gab, werden heute Produkte wie Mais, Bohnen, Tomaten und eine Vielzahl an tropischen und subtropischen Früchten angebaut und über den Seehafen von Topolobampo verschifft; ein reiches Exportpotential, zu dem mehr und mehr auch die Viehzucht beiträgt.
Das schachbrettförmig angelegte Zentrum von Los Mochis begrüßt den Besucher mit breiten, von Palmen gesäumten Straßen und schattigen Plätzen, kleinen Museen, einem botanischen Garten, guten Hotels und Restaurants mit delikaten Meeresfrüchte-Gerichten. Trotzdem ist die Stadt meist nur als kurzer „stop over“ eingeplant. Man kommt hierher, um den Zug nach Chihuahua zu nehmen. Jeden Tag verlässt der CHEPE die Bahnstation und beginnt seine lange Reise – ein Bahnabenteuer, das sicher zu den beeindruckendsten der Welt gehört. Immer mehr Besucher zieht dieses Erlebnis in seinen Bann und bedeutet für Los Mochis eine weitere Einnahmequelle.