Die Fauna der Baja California – Land und Meer – ein wahres Paradies für Naturliebhaber.
Baja California gehört ökologisch gesehen zur Sonora-Wüste. Diese ist die artenreichste der vier Trockengebiete Nordamerikas und die Heimat für eine vielfältige Vogelwelt. Mehr als 300 Vogelarten kommen hier vor und viele kann man auf einem Spaziergang entdecken. Insbesondere die Riesenkakteen (Cardónes) sind heißbegehrt und für Vögel oft mehrstöckige Apartmenthäuser. Gilaspechte hämmern jeden Frühling Löcher in die Stämme, um darin zu brüten. Sind sie ausgezogen, ziehen andere Arten ein: Elfenkauz, Kaktuszaunkönig, Buntfalke, Buntschwalbe, Arkansastyrann und immer öfter auch importierte Europäische Stare und Haussperlinge. Wieder andere Vögel nisten in den „Astgabeln“ der Kakteen – so die Weißflügeltaube, der Rotschwanzbussard und die Spottdrossel. Hoch oben, von der Spitze der Kakteen, überblicken Truthahngeier und der stolze Caracara, der Nationalvogel Mexikos, die Landschaft.
Betrachtet man mehr die unteren Regionen, so lassen sich regelmäßig Tauben, verschiedene Kolibris und Helmwachteln beobachten. Bisweilen kreuzt auch „Roadie Roadrunner“, der Rennkuckuck, den Weg.
Das die Halbinsel umgebende Meer – der Pazifik im Westen und die Cortés-See im Osten – ist außerordentlich nährstoff- und fischreich, ein Paradies für Seevögel. Ihre Brutgebiete – die Inseln der Cortés-See – sind auch heute noch ungestört und unterstehen dem nationalen Naturschutz. Überall in Meeresnähe trifft man auf Braunpelikane, die eleganten Sturztaucher. Zusammen mit Westmöwen, Heermannmöwen und Prachtfregattvögeln sind sie stets zur Stelle, wenn Fische angelandet oder ausgenommen werden. Ohrenscharben und drei weitere Kormoranarten lassen sich auf Bootsausflügen in ihren Brutfelsen beobachten, ebenso Blaufußtölpel und Brauntölpel. Ein Musterbeispiel des effizienten mexikanischen Naturschutzes ist der Fischadler. Überall wird seine Brut auf Strommasten mittels Plattformen gefördert und allein im Bereich von Guerrero Negro brüten mindestens 150 Paare.
Schließlich die Mangrovenzonen. Sie bedecken weite Flächen entlang der Küsten und umranden ruhige Buchten, in denen die Grauwale ihre Jungen zur Welt bringen. Allein hier findet man neun Reiherarten – z. B. Dreifarbenreiher, Schmuckreiher und Cayenne-Nachtreiher – neben dem Weißen Sichler und dem Gürtelfischer, dem größten Eisvogel der Neuen Welt.
Baja California ist aber auch für überwinternde Vögel aus dem Norden wichtig. Die Palette ist enorm; sie reicht von Nashornpelikanen, Ringelgänsen, Blauflügel-, Büffelkopf- und Spießenten bis zu Schwarzhalstauchern und Bindentauchern. Bei Ebbe liegen große Schlickflächen frei und ziehen Watvögel an, wie z. B. Säbelschnäbler, Amerikanische Brachvögel, Große und Kleine Gelbschenkel, Kiebitzregenpfeiffer und Steinwälzer.
Ab April/Mai werden mit steigenden Temperaturen auch die Echsen aktiv. Stachelleguane, Seitenfleckenleguane und Wüstenleguane huschen dann über die Steine und 18 Arten Klapperschlangen gehen auf Beutejagd, darunter als Besonderheit die Klapperlose Klapperschlange, auf der Insel Santa Catalina. Sie hat dort keine Feinde, was die Rassel überflüssig macht.
Säugetiere bekommt man auf der Baja relativ selten zu Gesicht, einmal weil sie versteckt und zurückgezogen leben, zum anderen weil viele Arten wegen Verfolgung und Zerstörung ihres Lebensraumes rar geworden sind. Letzteres betrifft die Gebirgsbewohner Puma, Ozelot und Schwarzbär sowie die mehr im Tiefland lebenden Gabelböcke und Dickhornschafe. Die beiden letzteren überleben mit wenigen Hundert Exemplaren im Schutzgebiet der Vizcaíno-Wüste.
Häufiger sind da schon der Maultier- und Weißwedelhirsch sowie der Kojote, das am meisten gesehene und gehörte wilde Säugetier. Immer mal wieder kann man Hörnchen, Strauchkaninchen und Kalifornische Edelhasen antreffen, wohingegen andere Nagetiere wie die Kängururatte nur nachts aktiv werden.
Nicht weniger interessant ist es, einen Blick ins Meer zu werfen. Taucher erfüllen sich in Baja oftmals einen lang gehegten Lebenstraum, wenn sie Gruppen von Hammerhaien, Mantas oder Delfine vor Augen haben. Allein 60 Haiarten kommen in den Gewässern um die Halbinsel vor, darunter auch der Plankton fressende Walhai – der größte seiner Art. Die früher so häufigen Meeresschildkröten werden dagegen trotz der Schutzgesetze immer seltener.
Etwa 900 bekannte Fischarten leben im Kalifornischen Golf, unter ihnen die Speerfische (Segelfisch, Marline und Schwertfische). Diese sind elegante, bis fünf Meter lange Hochseejäger, die über riesige Strecken wandern und kurzfristig Geschwindigkeiten über 100 km/h vorlegen können. Der Marlin wurde insbesondere durch Hemingways Roman „Der alte Mann und das Meer“ bekannt.
Seine geballte Kampfkraft macht ihn zur beliebten Beute für „Sportfischer“, worauf eine ganze Industrie aufbaut. Baja California gilt als Hochburg der Speerfischangler, die das Schwert der Fische als Trophäe in alle Welt tragen. Viel gefangen werden auch die großen Thunfisch-Arten; der Gelbflossen-Thunfisch etwa, der Wahoo und der Mahi Mahi.
Auf praktisch jeder Bootstour sieht man Wale und Delfine. Große Tümmler, der Gemeine Delfin und Spinnerdelfin sind dabei nichts besonderes; Buckelwal, Pottwal, Schwertwal und gar der Blauwal sind etwas seltener anzutreffen.
Heimlicher König der Baja sind die Kalifornischen Seelöwen. Etwa 150.000 Tiere soll der Bestand stark sein, wovon 60 % an den Küsten und entlang den Inseln der Cortés-See leben. Die Jungen werden zwischen Mai und August geboren und beeindrucken den Betrachter mit ihren komödiantischen Einlagen und unglaublichen Schwimmkünsten. Baja California, Land und Meer – ein wahres Paradies für Naturliebhaber!